Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.

Salz ist äußerst schlecht: Neue Einwände gegen Endlager in Salzgestein

Bisher wurde in Deutschland in erster Linie Steinsalz als eine mögliche Gesteinsformation betrachtet, in der in großen Tiefen hochradioaktiver Müll eingelagert werden kann. Andere Länder setzen schon lange auf Ton oder Granit oder ziehen – wie zum Beispiel in den USA – auch die Lagerung des Nuklearabfalls in tiefen Bohrlöchern in Betracht.

Doch nun steht Salz noch massiver in Frage als bisher, denn Soheil Ghanbarzadeh und seine Kollegen von der University of Texas in Austin haben sowohl im Experiment als auch bei Untersuchungen herausgefunden, dass Steinsalz zu durchlässig für eine effektive Abschirmung gegen Wasserzuflüsse ist.

Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. (BI) sieht sich durch diese Forschungsergebnisse in ihrer Kritik an der deutschen „Salzlinie“ bestätigt. Ins Feld geführt wird immer wieder, dass Steinsalz sich plastisch verhalte und Hohlräume zuwüchsen. Mögliche Rissbildungen unter Wärmeeinfluss, die Ausdehnung des Salzkörpers durch die Hitze, das Hinfließen von Flüssigkeit in Richtung Wärmequelle, das waren neben radiochemischen Prozessen bisher die Argumente der Atomkraftgegner_innen gegen Salz.

In Gorleben speziell – so BI-Sprecher Wolfgang Ehmke – geht es im Wissenschaftlerstreit auch noch um eine Vielzahl anderer Einwände, um Kohlenwasserstoffe, Permafrostrisse, Subrosion und Störungszonen. Nun aber breche das Hauptargument weg, das bisher pro Salz angeführt wurde. Denn bei bestimmten Temperatur- und Druckverhältnissen, wie sie in den oberen Erdschichten ohnehin schon vorhanden sind, wird Salz porös. Im Labor, so berichtet das Physikportal Pro-Physik, entstand ein Netzwerk an Mikrorissen bereits bei einem Druck von 100 Megapascal und 275 Grad Celcius.

Die Tageszeitung DIE WELT berichtet darüberhinaus, Ghanbarzadeh und Kollegen hätten die Laborergebnisse anschließend anhand von Messungen und Bohrungen an 48 Ölquellen im Golf von Mexiko überprüft. Demnach existieren über den Öllagerstätten mehr oder weniger große Schichten Steinsalz. Die Forscher fanden in allen Steinsalzlagern Kohlenwasserstoffe. Im unteren Drittel des Salzes stieg die elektrische Leitfähigkeit an, ein Zeichen dafür, dass Salzwasser zirkulieren konnte.

Ehmke: „Wir stehen aus unserer Sicht erst am Anfang der Endlagerforschung und nicht vor Entscheidungen, die nicht mehr reversibel sind. Gespannt darf man sein, ob die Endlagerkommission bei dem enormen Zeitdruck, den sie nicht in Frage stellt, in der Lage ist, derartige wissenschaftliche Hinweise zu berücksichtigen oder ob sie unbeirrt an der Tiefengeologie und vor allem an Salz als Endlagerformation festhält.“

Wolfgang Ehmke, Pressesprecher, 0170 510 56 06

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