Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.
Gorleben ist noch nicht Geschichte
Am 25. März 1979 startete der legendäre Treck von Gedelitz nach Hannover. Zwei Jahre zuvor hatte der niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) Gorleben als Standort für ein Nukleares Entsorgungszentrum (NEZ) erkoren.
Vom 28. März bis zum 3. April fand in Hannover das sogenannte „Gorleben-Hearing“ statt: über sechzig Experten debattierten unter dem Vorsitz von Carl Friedrich von Weizsäcker über die grundsätzlich sicherheitstechnische Realisierbarkeit des NEZ. Diesem Kongress wollten die Demonstranten und Treckerfahrer*innen nach den ersten Baugrunduntersuchungen im Raum Gorleben buchstäblich auf die Pelle rücken und statteten am Rande der Großkundgebung mit rund 100.000 Demonstranten den Debattierenden einen Besuch ab.
Albrecht rückte schließlich von dem Vorhaben ab, in Gorleben auch eine Wiederaufarbeitungsanlage bauen zu lassen. Allerdings hielt er daran fest, ein Zwischen- und das Endlager errichten zu lassen. An den damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) schrieb er:
„Wie ich Ihnen am 30. April sage und am Kernenergierat am 15. Mai wiederholt habe, kann eine Baustelle in Gorleben zur Zeit, d.h. solange die überwiegend feindliche Einstellung der Bevölkerung vor Ort und das starke Engagement weiter Bevölkerungskreise in der Bundesrepublik gegen das NEZ gegeben sind, mit vertretbaren polizeilichen Mitteln nicht geschützt werden. (…)
Hingegen glaubt die Landesregierung, daß zumindest eine gute Chance gegeben ist, die Tiefbohrungen vornehmen zu können, wenn die Wiederaufarbeitungsanlage aus der Planung herausgenommen wird. In der Tat ist es dieser Teil des NEZ, der vor allem die Ängste der Bevölkerung auf sich gezogen hat. (…)
Entscheidend ist, daß die Arbeiten zur Vorbereitung eines Endlagers weitergehen und daß die Entsorgungskoppelung nicht den Betrieb der vorhandenen Kernkraftwerke lahmlegt und den Bau weiterer verhindert.“
(Quelle: Zwischenschritte. Die Anti-Atom-Bewegung zwischen Gorleben und Wackersdorf)
Der Treck verhalf der Anti-Atom-Bewegung in Deutschland zu einem Durchbruch und entfachte eine Debatte, die bis heute nicht abgeklungen ist.
Der Atomausstieg wird 2022 kommen. Immer noch, so die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI), ist das Ende der Brennelementfertigung und der Urananreicherung in Deutschland nicht besiegelt. Und der gesellschaftliche Umgang mit dem Atommüll ist nicht abschließend geklärt: Der Salzstock Gorleben wird nach der Entscheidung vor 40 Jahren immer noch als mögliches Endlager gehandelt, das Bergwerk wird als Atommülllager offengehalten.
BI-Sprecher Wolfgang Ehmke: „Gorleben ist noch nicht Geschichte. Außerparlamentarischer Protest ist weiter auf der Tagesordnung, aber Gorleben gehört auf den Misthaufen der Atom-Geschichte.“
Wolfgang Ehmke, Pressesprecher, 0170 510 56 06
Zwei Ausstellungen befassen sich mit den gesellschaftlichen Folgen des Trecks:
- „Trecker in Hannover – Gorleben und die Bewegung zum Atomausstieg“ (27.März – 28. Juli) Historisches Museum Hannover
- „Der Gorleben-Treck – 40 Jahre danach“ (31.3. – 30. Juni) Kreishaus Lüchow
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