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„Rückholung ist nicht durchführbar“

Peter Klamser, pensionierter Bergbauingenieur, hatte auf dem BMU Symposium zu den Sicherheitsanforderungen an ein Endlager für hochradioaktive Abfälle (Anfang September 2019) erhebliche Mängel im Referentenentwurf diagnostiziert.

So stellte er die Aussicht, dass eingelagerte Castorbehälter nach dem Verschluss des Endlagers bergbar sind, in Frage:

„Unter den korrosiven Bedingungen tiefer geologischer Formationen ist es einfach nicht durchführbar, hochradioaktive Abfälle rückzuholen. Auch Castoren werden unter Gebirgsdruck in der Nachbetriebsphase garantiert undicht, was zu unbeherrschbaren Gefahren bei einer postulierten Rückholung führt.“

Er hält außerdem den Sicherheitsraum von 1 Million Jahre für unsinnig, erst nach 10 Millionen Jahren klinge die Radioaktivität erkennbar ab.

Klamser monierte in diesem Zusammenhang auch, dass das geplante Lager „nicht dicht“ sein solle. Er schreibt uns:

„Ein ganz großes Problem ist der Fluiddruck und / oder der Gasdruck
(der im Verordnungsentwurf nicht erwähnt wird), durch die die
radioaktiven Isotope aus dem Endlager ausgetrieben werden können.

Die Volumenverkleinerung durch den Gebirgsdruck (wird auch
„Konvergenz“ genannt) erhöht sowohl den Gas- als auch den Fluiddruck.
Im Endlager wird durch die folgenden Prozesse in allen Phasen neues
Gas erzeugt:
1.    Alphastrahler sind Heliumquellen und erzeugen Gasdruck.
2.    Radioaktive Strahlung zersetzt wasserstoffhaltige Materialien
unter der Freisetzung von Wasserstoff (Radiolyse) und erzeugen
Gasdruck.
3.    Metalle (Castoren etc.) werden durch Wasser, vor allem saline
Wässer (Wasser mit gelösten Salzen, wie sie in tiefen geologischen
Formationen allgegenwärtig sind) korrodiert. Dabei entsteht
Wasserstoff, der Gasdruck erzeugt.
4.    Bei der Korrosion bildet sich Rost, welcher ein größeres Volumen
aufweist als das metallische Eisen, wodurch die Dilatanzfestigkeit
überschritten werden kann.

Der Gasdruck verstärkt die Transportvorgänge und damit die Emissionen
radioaktiver Isotope erheblich.

Der Gasdruck ist sogar bedeutender als der Fluiddruck: Durch die
laufende Erzeugung neuen Gases (Wasserstoff aus Korrosion und Helium
aus dem Alphazerfall) wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit der
petrostatische Druck (Gebirgsdruck) in der Nachbetriebsphase
überschritten, was zu einem sicheren Versagen der Barrieren führen
wird.

Wenn der Gasdruck größer als der petrostatische Druck wird, kann es
sogar zum Fracking der Barrieren kommen, was mit hoher
Wahrscheinlichkeit zu einem katastrophalen Austritt von radioaktiven
Isotopen in sehr kurzer Zeit mit einer sehr hohen Strahlenbelastung
für die betroffene Bevölkerung führen wird. Das ist neben einer
Kritikalität der Super g.a.U. für ein Endlager mit hochradioaktiven
Stoffe.

Der Gasdruck muss also in die Verordnung eingefügt und in den
Sicherheitsnachweisen extra behandelt werden, da er ein sehr
bedeutender treibender Faktor für die Emission radioaktiver Isotope
ist.“

Hier kann man seinen Beitrag nachlesen:

Stellungnahme Dr.-Ing. Peter Klamser  Version 17-11-2019

 

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Wolfgang Ehmke

Wolfgang ist langjähriger Pressesprecher der BI.