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Demo Front Lingen

Atom und Kohle die Rote Karte zeigen – 350 Menschen demonstrieren in Lingen

Anti Atom Demos sind in den vergangenen Jahren eher rar gesät, doch in Lingen gibt es sie noch, die jährliche Anti Atom Demo.

Das hat auch seinen Grund, denn im beschaulichen Lingen im Emsland gibt es immerhin zwei Atomkraftwerke und eine Brennelementfabrik. Mit der Urananreicherungsanlage in Gronau, die gut sechzig Kilometer von Lingen entfernt steht, kann schon einmal von einer Hochburg der Atomindustrie in der Region gesprochen werden. Alleinstellungsmerkmal erlangen dabei die Brennelementfabrik und die Urananreicherungsanslage, die vom „Atomausstieg“ ausgenommen sind, während das AKW Lingen bereits abgeschaltet ist und das AKW Emsland als eines der Letzten im Jahr 2022 vom Netz gehen soll.

Gute Gründe also, um eine kleine Busreise nach Lingen anzutreten und einmal durch Quer durch Niedersachsen zu reisen, von Ost nach West.

Unmittelbar vor der Demo wurde zudem bekannt, dass wieder abgereichertes Uran nach Russland befördert wird, um dort als Wertstoff bearbeitet und wieder angereichert zurück nach Gronau verfrachtet werden soll. Dank der Deklaration zu einem Wertstoff ist dieser Deal möglich und der Umstand, dass 80% des Materials als Atommüll in Russland verbleibt, spielt den Betreibern der Anreicherungsanlage sicher sehr in die Karten. Aus den Augen, aus dem Sinn, denn letztlich ist Russland für die sichere Verwahrung des Atommülls zuständig und damit jenseits unserer Einflussmöglichkeiten.

Also machte sich die Wendland Reisegruppe in den frühen Morgenstunden des 26. Oktober auf die vierstündige Reise nach Lingen. Mit uns im Bus die Trommelgruppe „XAMBA“, die uns schon bei so vielen Aktionen im Wendland und darüber hinaus begleitet hat. Gute Laune und gute Musik waren uns also gewiss und wer es noch nicht wusste, XAMBA kann auch singen. Micha schmetterte mit Gitarre und Mundharmonika alte Klassiker aus der letzten Sitzreihe des Busses und auch das rhythmische Aufwärmprogramm ohne Trommeln kurz vor der Ankunft in Lingen brachte alle Beteiligten in die richtige Stimmung und war ein echtes Erlebnis. Letztlich spielte auch das Wetter mit, was uns einen wundervollen spät sommerlichen Demotag bescherte.

Die Demo war bestens organisiert und das erst kürzlich gegründete Bündnis „AgiEL“ ( www.atomstadt-lingen.de ) kann Stolz auf diese Leistung sein. Ein umfangreiches Redner*innenprogramm aus lokalen und bundesweiten Initiativen wurde bereichert von grenzübergreifenden Beiträgen aus Belgien und den Niederlanden, die den Kontext der weltweit agierenden Atomindustrie aus der Region Lingen heraus darstellen konnten. Auf der Bühne war auch das Wendland vertreten: Kerstin Rudek moderierte und Günter Hermeyer sprach zu den Aktionen des Bündnisses „Don’t nuke the climate!“. Gerd Schinkel sorgte in guter Liedermacher Manier für aufrüttelnde Texte und XAMBA heizte den Demoteilnehmer*innen auf der Demoroute ein. Die VolXküche vom AKU Schüttorf verwöhnte geradezu die Teilnehmer*innen mit ihrem umfangreichen Angebot.

Wir waren in der belebten Innenstadt von Lingen weder zu übersehen, noch zu überhören und können auch diesbezüglich von einem großen Erfolg sprechen.

Auf ein Wiedersehen in Lingen – Wir kommen wieder!

Bilder: K. Rudek / T. Klages

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Torben Klages

Torben organisiert neben zahlreichen Aktionen täglich das BI-Büro.