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„Vom kleinen Eisbären, dem es zu warm geworden ist“

Christina Hagns Kinderbuch „Vom kleinen Eisbären, dem es zu warm geworden ist“ erzählt die Geschichte eines kleinen Eisbären, der lange darauf warten muss, auf dem stark zugefrorenen Eis endlich wieder Schneefußball spielen zu können.

Mama-Eisbär erklärt ihm die Verzögerung des Winters damit, dass viele Lebewesen auf der Welt immer mehr „warme Luft“ machen. Daraufhin schreibt der kleine Eisbär an Tiger, Truthahn, Papagei, Hasen, Pinguin, Koala und Elefanten Briefe in die große weite Welt. Die Tiere fangen an, Ideen zu sammeln, weniger warme Luft zu produzieren und sie aufzuhalten.

Das Buch zeigt kindgerecht Handlungsmöglichkeiten auf, weniger „warme Luft“ – als Synonym für Energieverbrauch und Klimagase – zu verbrauchen, um den Klimawandel aufzuhalten. Durch die jeweiligen Tiere, die auf allen Kontinenten verteilt sind, wird deutlich, dass der Klimawandel ein globales Phänomen ist. Überall sind seine Auswirkungen zu spüren.

Viele Sätze sind recht lang und der Satzbau ist zum Teil kompliziert. Eigenständiges Lesen im Grundschulalter dürfte schwierig sein. Die Bilder sind sehr anschaulich und liebevoll gestaltet; das Bilderbuch ist leider zu textlastig. Deswegen ist die Leseempfehlung auf das späte Grundschulalter anzuheben. Zum Vorlesen ist das Buch jedoch auch für kleinere Kinder geeignet, vor allem, wenn die Bilderwelt hinzukommt und die Vorleser*innen etwas ergänzen, erklären und zum Text etwas hinzuerfinden, wie es ohnehin viele von ihnen machen.

So könnten sie zum Beispiel ergänzen, dass der Klimawandel ausschließlich Menschen gemacht ist, auch wenn die Tiere dies schon durch ihre alltäglichen menschlichen Situationen aufzeigen. Aspekte der Klimagerechtigkeit könnten genauso hinzugefügt werden, da es zu hinterfragen gilt, ob wirklich alle ihren Lebensalltag ändern sollen. Hilft und reicht es aus, wenn der Papagei keinen Wäschetrockner mehr benutzt? Sind politische Maßnahmen zum Aufhalten des Klimawandels – gerade im Globalen Norden – nicht die notwendigeren Wege? Der Globale Norden ist schließlich hauptverantwortlich für die meisten CO2 Emissionen weltweit. Die dargestellten klimatischen Veränderungen durch die warme Luft werden zudem harmloser dargestellt, als uns die Realität zeigt. Nicht ohne Grund fliehen unzählige Menschen; ein paar Bäume zu pflanzen, so schön das ist, hält leider die größte Krise unserer Zeit auch nicht auf.

Dennoch wird Kindern und ihren Vorleser*innen gezeigt, dass gerade alltägliche Abläufe, wie Autofahren, Wäschetrocknen oder durchgängig Licht brennen lassen viel „warme Luft“ produzieren. Für diese Situationen, die Kinder kennen, gibt es einfache Verhaltensänderungen, um den Ausstoß von warmer Luft zu minimieren. Diese sind neben politischen Veränderungen auch notwendig und für manche die ersten und wichtigen Schritte. Handlungsmöglichkeiten kindgerecht darzustellen gelingt der Autorin eindrücklich. Vermutlich führt das Buch dazu, dass Kinder ihren Eltern, Großeltern und anderen Vorleser*innen erklären werden, wie sie sich zu verhalten haben. Ein super Weg zur Emanzipation der Kinder!

Christina Hagn mit Illustrationen von Julia Patschorke: Vom kleinen Eisbären, dem es zu warum geworden ist. oekom Verlag, 14 Euro ISBN 978-3-96238-174-5

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Lisann Mai

Lisann Mai war im März 2020 Praktikantin im BI-Büro.