Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.

Atommüll-Zwischenlager: Die Strahlenuhr tickt

1.900 Behälter mit hochradioaktivem Müll lagern nach dem Atomausstieg 2022 in Deutschland an den AKW-Standorten sowie in Ahaus und Gorleben. Ursprünglich war eine Zwischenlagerung für 40 Jahre vorgesehen, doch ein Atommüllendlager wird frühestens Mitte des Jahrhunderts zur Verfügung stehen, der Einlagerungsbetrieb wiederum wird sich in die Länge ziehen. „Die Strahlenuhr tickt. Aus den Zwischenlagern werden Langzeitlager mit ungeklärten Folgen für die Sicherheit und Sicherung dieser Anlagen“, warnt die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) seit geraumer Zeit.

Und bekommt nun ausgerechnet von der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS), die – so BI-Sprecher Wolfgang Ehmke – „bisher nicht als atomkritisch angesehen werden konnte“ – Argumente geliefert, die die Brisanz der Langzeitlagerung unter Beweis stellen.

In einem Forschungsprojekt „Langzeitverhalten zwischengelagerter Brennelemente bei deutlich längerer Zwischenlagerung“ haben sich Wissenschaftler mit den Behältern, aber auch mit dem Behälterinnern auseinandergesetzt. Die GRS schreibt:

„So sind zum Beispiel die Brennstabhüllrohre während der gesamten Zeit der trockenen Zwischenlagerung Belastungen ausgesetzt. Sie stehen unter hohem Innendruck, unterliegen radioaktiver Strahlung und kühlen bedingt durch die Nachzerfallswärme nur langsam ab. Unter diesen Randbedingungen stellt sich die Frage, ob sich die Materialeigenschaften verschlechtern (zum Beispiel verspröden) können.“

Dass reine Rechenmodelle nicht ausreichen, räumt die GRS unverhohlen ein:

„Außerdem muss die Belastbarkeit der Ergebnisse einer Rechenkette zur Vorhersage des bestrahlten Materialverhaltens für lange Zeiträume (über 40 Jahre) weiter verbessert werden. Das liegt zum einen daran, dass es kaum direkte Validierungsmöglichkeit für das Brennstabverhalten über diese Zeiträume gibt, da bereits befüllte Behälter geöffnet und deren Inhalt materialwissenschaftlichen Tests unterzogen werden müsste.“

Die BI vermisst in der Studie jedoch Hinweise auf das Langzeitverhalten verglaster hochradioaktiver Abfälle aus der Wiederaufarbeitung, ein Großteil der 113 Behälter in Gorleben enthält eben diese Abfälle. Dort läuft die Betriebsgenehmigung 2034 aus.

„Statt sich – wie heute – mit der Rückführung von Atomabfällen aus der Wiederaufarbeitung aus Sellafield zu befassen, stünde es der bundeseigenen Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) besser zu Gesicht, sich mit der Brisanz der Dauerlagerung zu befassen“, so Wolfgang Ehmke, Pressesprecher der BI.

Wolfgang Ehmke, Pressesprecher BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, Tel. 0170 510 56 06

Luftaufnahme des Zwischenlagers für hochradioaktiven Atommüll in Gorleben.

Ort: Gorleben
Copyright: Andreas Conradt
Quelle: PubliXviewinG

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