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Beschleunigt sich die Klimakrise? / Teil 3

Diesmal informieren wir zur COP28, zu CCS (Carbon Capture and Storage) und zum Konzept der planetaren Grenzen.

COP28

Austragungsort der diesjährigen Weltklimakonferenz war Dubai, die größte Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate. Die COP28 (Conference of the Parties) begann am 30. November und endet am 13. Dezember.

Vorsitzender war Sultan Ahmed Al Jaber. Er ist seit 2016 Minister für Industrie und Fortschrittstechnologien der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), außerdem Chief Executive Officer (CEO) der staatlichen Ölgesellschaft der VAE, Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC), zwölftgrößter Ölkonzern weltweit.

Dass gerade ein reicher Ölstaat zum Gastgeber der Konferenz ernannt wurde, hatte im Vorfeld für Kritik gesorgt. „Da hat man den Bock zum Gärtner gemacht“, sagte etwa Greenpeace-Chef Martin Kaiser Anfang Juni. Zum einen verstärkt die Erdölgewinnung den Klimawandel, zum anderen standen die Erdöl fördernden Staaten bisher immer auf der Bremse, wenn es darum ging, neue Klimaschutzmaßnahmen zu verhängen. Sie fürchten, dass diese ihre Wirtschaft schwächen könnten.

Eine Befürchtung für diese COP war, dass der Schwerpunkt nicht auf Reduktion der Nutzung fossiler Energie liegen wird, sondern als Ausweg auf die Möglichkeit verwiesen wird, den Abgasen und der Luft CO2 zu entziehen (Carbon Capture and Storage, CCS)

Im Abschlussdokument vereinbarte man (https://www.deutschlandfunk.de/cop-weltklimakonferenz-abschlusstext-fossile-energien-100.html#Schlussdokument) :

  • Übergang weg von fossilen Energien in einer gerechten, geordneten und ausgewogenen Weise. Das soll beschleunigt in dieser Dekade geschehen, bis 2050 sollen netto null Emissionen erreicht werden.
  • Es wird dabei anerkannt, dass Länder den Übergang unterschiedlich gestalten, um etwa die Energiesicherheit zu gewährleisten.
  • Ebenfalls beschlossen wurde ein beschleunigter Ausstieg aus der Kohle.
  • Außerdem verständigten sich die Staaten auf weniger strittige Themen wie die Verdreifachung des Volumens erneuerbarer Energien bis 2030, eine höhere Energieeffizienz und eine Beschleunigung der Entwicklung von Techniken mit null oder niedriger Emissionen wie die Atomkraft.
  • Die Staaten wollen zudem weg von ineffizienten Subventionen für fossile Energien.
  • Der Ausstoß von Treibhausgasen soll gemindert werden, und es gibt Pakete zur Finanzierung des Klimaschutzes in Entwicklungsländern und zur Anpassung an den Klimawandel.

Mit diesem Beschluss wurde zumindest implizit von allen (!) Staaten anerkannt, dass die Verbrennung fossiler Rohstoffe ursächlich für den Klimawandel ist und man davon wegkommen sollte. Allerdings fehlt eine Vereinbarung zu einem verpflichtenden Ausstieg aus Kohle, Öl und Erdgas und ein verbindlicher Ausstiegsplan.

CCS / DAC

Direct Air Capture – Energy System – IEA

CCUS – Analysis – IEA

DAC (Direct Air Capture):

Derzeit gibt es 27 Anlagen, die – wenn sie durchgehend laufen – 10000 t CO2/Jahr aus der Luft abscheiden könnten. .

CCS (Carbon Capture and Storage, manchmal auch CCUS (Carbon capture, utilisation and storage):

Effektive ist die Kombination mit Kraftwerken, hierbei können derzeit va 45 Mio t CO2/Jahr abgeschieden werden.

Geplant wird, dass im Jahr 2030 ca 1 Mega t CO2/Jahr abgeschieden werden könnten.

Derzeit stoßen Kraftwerke / Verkehr / Heizung / Landwirtschaft /Industrie durch die Verbrennung fossiler Rohstoffe ca 40 Mega t  CO2/Jahr aus.

Das bedeutet:

Derzeit wird durch CCS / DAC etwa 1/1000- tel des jährlichen CO2 Ausstoßes wieder eingesammelt. Das soll bis ins Jahr 2030 auf 2,5 % gesteigert werden. Da bedeutet dass derzeit 99, 9 % des ausgestoßenen CO2 in der Luft verbleiben, im Jahr 2030 97,5%.

Bis zum Jahr 2030 müssen wir aber mindesten eine 50% Reduktion des Ausstoßes der Treibhausgase erreichen, d.h. nur noch ca 20 Mega t  CO2/Jahr, wenn wir noch eine 50% -tige Chance erhalten wollen, das 1,5°C Limit der globalen Erwärmung nicht zu überschreiten.

D.h. CCS / DAC wird uns nicht retten, kann aber einen Beitrag leisten.

Davon abgesehen gibt es weitere noch zu lösende Probleme bei dieser Technologie. Das aufgefangene CO2 muss unterirdisch sicher aufbewahrt werden, damit es nicht doch irgendwann erneut an die Oberfläche kommt.

Das Umweltbundesamt beschreibt Risiken wie folgt:

Risiken für das Grundwasser und für den Boden entstehen vor allem durch Leckagen von CO2. Das freigesetzte CO2 kann Schadstoffe im Untergrund freisetzen sowie salzige Grundwässer aus tiefen Aquiferen verdrängen. Unter ungünstigen Bedingungen können diese verdrängten salzigen Grundwässer bis in oberflächennahe süße Grundwässer und an die Erdoberfläche gelangen. Dort können sie zu Schäden (Versalzungen) im Grundwasser, in Böden und Oberflächengewässern führen.

https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/gewaesser/grundwasser/nutzung-belastungen/carbon-capture-storage#grundlegende-informationen

Zu bedenken ist zudem, dass der Prozess des CCS /DAC extrem energieaufwändig ist. Das UBA schätzt, dass der Einsatz der CCS-Technik den Verbrauch der begrenzt verfügbaren fossilen Rohstoffe um bis zu 40 Prozent erhöht. Das widerspricht komplett dem eigentlichen Ziel, den Ausstoß der Treibhausgase durch Verbrennung fossiler Energie zu reduzieren.

Zu „guter“ Letzt ist das Verfahren extrem teuer. Derzeit liegt der Preis bei ca 1000 Dollar pro entfernte Tonne CO2. Bei einer Million Tonnen sind das dann 1 Billion Dollar. Bei einer Megatonne CO2 sind das 1000 Billionen Dollar (Erinnerung: derzeitige Ausstoß ca 40 Megatonnen CO2 pro Jahr).

COP28 in Dubai: Der einzig wahre Preis für CO2 – DER SPIEGEL

In Konsequenz ist es auch vor diesem Hintergrund viel sinnvoller, in die Erzeugung regenerativer Energie zu investieren als in CCS /DAC.

 

Das Konzept der Planetaren Grenzen

Das Konzept der planetaren Grenzen ist für mich eng verbunden mit der Arbeitsgruppe von Prof. Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Professor für Erdsystemforschung an der Universität Potsdam

https://www.pik-potsdam.de/de/produkte/infothek/planetare-grenzen

Betrachtet werden neben dem Klimawandel weitere planetare Eigenschaften, deren Veränderung Auswirkung auf unsere Lebensgrundlagen haben, wie Biodiversität und Artenvielfalt, Landversiegelung, Ressource Süßwasser, Biogeochemische Kreisläufe, d.h. künstlicher Eintrag von Nitrat und Phosphat (Düngemittel), Überladung mit neuartigen Stoffen wie zum Bsp. Insektizide, Pestizide oder auch Plastik.

Wichtig dabei ist zu erkennen, dass diese neun planetaren Grenzen sich natürlich gegenseitig beeinflussen und dass wir den sicheren Handlungsraum bereits in 6 der 9 planetaren Grenzen verlassen haben.

 

Zur Vertiefung des Themas eignen sich die Vorträge von Johan Rockström, zum Bsp. hier:

Beschleunigt sich die Klimakrise?

Es gibt Hinweise aus verschiedenen Richtungen, dass dies der Fall ist. Wir sind dabei, die Puffersysteme (Ozean, Natur), die uns unser Planet zur Verfügung stellt, zu überfordern. Prof. Rahmstorf sieht sowohl eine Beschleunigung beim globalen Temperaturanstieg als auch beim Anstieg des Meeresspiegels. Die zahlreichen jüngeren Ergebnisse der Klimaforschung machen immer deutlicher, dass wir bei Überschreiten der 1,5°C Grenze in ein hohes Risiko laufen, unumkehrbare Kipppunkte von Klimasystemen zu überschreiten (Eisschilde auf Grönland und Westantarktis, Korallenriffe und Permafrostböden).

Zum Abschluss eines Blogs bleibt immer die Frage:

  • Was wäre nötig – Was können wir tun?

Und die Empfehlung: Werdet sichtbar, vernetzt Euch und unterstützt die Klimaschutzbewegungen !

Wichtige Termine:

  • 1.3.2024 Bundesweiter Klimastreik von FFF mit Verdi

s. auch u. a.:
https://fridaysforfuture.de/ https://letztegeneration.org/ https://extinctionrebellion.de/ https://www.klima-allianz.de/ https://www.klimabuendnis.org/home.html https://stiftung-gegm.de/

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Thomas Lanz

Thomas engagiert sich in der Klimaaktionsgruppe Hitzacker