Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.

Endlagersuche: die BGE präsentiert den neuen Arbeitsstand – Das Wendland bleibt weitgehend grau in grau

Es erinnert ein wenig an die Ziehung der Lottozahlen: Gebannt werden in den Gebieten, die von der Endlagersuche berührt sind, die Ausgrenzungsschritte der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) verfolgt. Ist man noch im Topf oder wurde man aussortiert?

Bekanntlich ist das Wendland auch nach dem Gorleben-Aus vor fünf Jahren noch im Pool potentiell geologischer Formationen, gleich vier Tongebiete sind es, die laut des ursprünglichen „Zwischenberichts“ der BGE die Region berühren.

Auf dem aktuellen BGE-Navigator bleiben große Flächen des norddeutschen Raums grau eingefärbt, d.h. ihre Eignung bleibt offen, während mit Ausnahme einiger Einsprengsel im süddeutschen Raum, vor allem in Bayern, die bisherigen Teilgebiete aus der weiteren Betrachtung herausfallen. Der Süden Deutschlands ist weitgehend durchanalysiert, bis 2027 will die BGE nur noch wenige oberirdisch weiter zu erkundende Regionen festgelegt haben.

Die BGE schreibt dazu, Bewertungen gebe es mittlerweile zu 29 der 90 Teilgebiete: „Die orange- und gelbeingefärbten Flächen haben die ersten beiden Prüfschritte der vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen nicht bestanden und sind als Endlagerstandort ungeeignet (orange) oder gering geeignet (gelb). Des Weiteren greifen wir einen Wunsch aus der Öffentlichkeit auf, die verbleibenden Gebiete hinsichtlich des Bearbeitungsfortschritts weiter zu differenzieren. Die in Türkis dargestellten Gebiete zeigen, wo die ersten beiden Prüfschritte der vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen abgeschlossen sind und die tiefergehende sicherheitsgerichtete Bewertung beginnt. Die grauhinterlegten Gebiete stehen noch am Anfang des Prüfprozesses, sollen aber bis Mitte 2026 auch die ersten beiden Prüfschritte durchlaufen haben, so dass dann keine grauen Flächen im Bundesgebiet mehr vorhanden sein werden.“

Das Problem: Die Entscheidungen der BGE sind nicht transparent, Daten und Quellen für die Entscheidungen sind für die interessierte Öffentlichkeit nicht nachprüfbar. Das war schon im vergangenen Jahr ein wichtiger Kritikpunkt, auffällig ist, dass das in der Berichterstattung über die neuen Daten  nicht angemerkt wird. Die politischen Konflikte sind absehbar, sobald 2027 die Standortregionen benannt werden: Proteste vor Ort werden sich mit Parteieninteressen und Länderegoismen vermengen, zumal der Bundestag wieder am Zuge ist, um den Fortgang der Endlagersuche per Gesetz zu entscheiden.

In der Berichterstattung über den neuen Arbeitsstand wird die Aufmerksamkeit selten auf die türkis eingefärbten Regionen gelenkt – die könnten im Jahr 2027 zu dem Favoriten gehören. Der Hannoversche Rundblick schreibt dazu:

„Vorrangig in Niedersachsen aber auch in Sachsen-Anhalt, Hessen, Sachsen, Baden-Württemberg und Bayern sind nun erste Areale blau (Anm. BI: gemeint ist türkis) markiert. Das bedeutet, dass die ersten Prüfschritte der sogenannten „repräsentativen vorläufigen Sicherheitsuntersuchung“ in diesen Bereichen weitgehend bestanden worden sei: Es spricht in diesen Bereichen also bislang nichts dagegen, dereinst ein Endlager zu errichten. In Niedersachsen trifft das vor allem auf die Region Hannover und den Landkreis Peine zu, aber auch weiter westlich in den Landkreisen Schaumburg, Diepholz, Osnabrück und Emsland finden sich blaue Flächen.“

Der Kartenausschnitt zeigt, ausgerechnet in Landkreis Peine, dem Sitz der BGE, und bei Salzgitter, wo die Auseinandersetzung um den Schacht KONRAD derzeit vor Gericht ausgetragen wird, befinden sich die Gebiete, die als aussichtsreich gelten. Das Wendland bleibt hingegen vorerst weitgehend grau in grau. Auch bundesweit, so spiegelt es sich in der regionalen Berichterstattung, wird einige Tage nach der Veröffentlichung des Zwischenstands deutlicher hingeschaut, wo die türkisen Flecken zu finden sind.

„Das Wendland ist bei der Endlagersuche noch mit großen, grauen Flächen dabei“, resümiert die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI).

Die BGE hält offensichtlich am Teilgebiet 004 fest. Das Teilgebiet „Tertiäres Tongestein“ umfasst 62.885 km², das sich über den ganzen norddeutschen Raum erstreckt und das bei einer Überprüfung im Jahr 2021 durch die geologischen Dienste norddeutscher Länder durchweg schlechte Noten bekam.

Nur ein recht schmaler Streifen zwischen Clenze und Langendorf sowie zwischen Woltersdorf, Trebel und Gartow – quasi die Südflanke des Salzstocks Gorleben – fallen aus der weiteren Betrachtung heraus.

„Wir hatten die Erwartung, dass unsere fachlichen Hinweise – Anfragen, Hinweise auf wissenschaftliche Aufsätze und Forschungsergebnisse – zu den Tongebieten und den Auswirkungen kommender Kaltzeiten auf den Untergrund Berücksichtigung finden. Wir hätten uns in unserer Arbeit künftig lieber nur auf die Probleme der verlängerten Zwischenlagerung konzentriert, müssen nun aber auch bei der Endlagersuche durchstarten und am Ball bleiben“, so BI-Sprecher Wolfgang Ehmke.

Wolfgang Ehmke, Pressesprecher, Tel. 0170 510 56 06

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