Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.
Die Sani-Zentrale muss ihre Zahlen korrigieren
Eine junge Frau berichtet über die Ausschreitungen der Polizei
Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) weist die einseitige Darstellung des Einsatzleiters der „Castor-Polizei“, Friederich Niehörster, und des niedersächsischen Innenministers Uwe Schünemann zurück, dass der 13. Castor-Transport von hoher Gewaltbereitschaft vonseiten der Atomkraftgegner bestimmt gewesen sei. Zu den Vorhaltungen des Innenministers, die BI habe sich zu den Aktionsformen nicht klar positioniert, sagte ihr Sprecher Wolfgang Ehmke: „Wir brauchen keinen Nachhilfeunterricht, denn wir haben den Konsens der Gruppen im Wendland stets betont, dass von den Castor-Gegnern keine Gewalt ausgeht. Es war von Anfang an zu spüren, dass die Polizei eine härtere Gangart als im Jahr zuvor wollte und die hohe Zahl Verletzter auf Seiten der Atomkraftgegner spricht eine deutliche Sprache“, schreibt die BI.
Die Sani-Zentrale der BI musste ihre erste Bilanz nun aktualisieren.
Ein Beispiel für viele sei das, was Nina Hensel (23) aus Berlin erlebt hat. Sie hat am Protest gegen den Castor-Transport teilgenommen und gab der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg einen Bericht zu Protokoll (siehe unter Aktuelles).
Wolfgang Ehmke 0170 510 56 06
Korrektur der Sani-Zentrale (Aktualisierung)
Wir müssen die Zahlen und Bewertungen unserer Pressemitteilung teilweise revidieren.
I. Verletzung und Misshandlung durch die Polizei
Die Anzahl der von uns versorgten Verletzten hat sich nach Rückmeldung der letzten Teams auf 416 erhöht. Die schweren Verletzungen haben sich auf 8 Fälle erhöht. Hierunter gab es folgende Fälle, die alle von einem Rettungssanitäter direkt beobachtet bzw. behandelt wurden und ins Krankenhaus verbracht werden mussten:
• Eine Frau erlitt einen epileptischen Anfall und lag am Boden. 5 Polizeibeamte standen mit gezogenen Schlagstöcken um sie herum. Erst nach Intervention eines Anwalts ließen die Beamten von ihr ab und ein Sanitäter konnte sie versorgen.
• Einer Person wurde aus nächster Nähe der gesamte Inhalt einer OC-Spray-Flasche ins Gesicht gesprüht.
• Einer Person wurde von einem Polizisten mit seinem Schlagstock auf das Schienbein geschlagen, während ein anderer Polizist das Bein festhielt (Verdacht auf Schienbeinfraktur).
Eine Frau mit dem Verdacht auf ein Schädel-Hirn-Trauma wurde trotz Anwesenheit eines Arztes, der um die Freilassung der Person zur weiteren Behandlung bat, aus einem Polizeikessel heraus ohne Betreuung in ein Polizeifahrzeug gesperrt. Dort erbrach sie, bekam jedoch keine weitere ärztliche Betreuung.
Die Berichte über Polizeischikanen haben wir nicht gezählt. Exemplarisch seien zwei Situationen beschrieben:
Bei der Blockade in Vastorf wurde den Angeketteten von dem anwesenden Polizeiarzt die Amputation der Arme mehrfach angedroht, während dem Arzt der Sani-Zentrale die Betreuung der Personen verweigert wurde.
Während eine angekettete Frau bei der Blockade in Hitzacker pinkeln musste und die anwesenden SanitäterInnen hierfür einen Sichtschutz errichteten, hielt ein Polizist die Videokamera über die Absperrung und filmte die pinkelnde Frau von oben.
II. Behinderung der Arbeit der Erste-Hilfe-Teams
Es gab deutlich mehr Übergriffe durch Schubsen und Beleidigungen auf Erste-Hilfe-Teams als zunächst angenommen. Auch gab es weitere Berichte, nach denen Erste-Hilfe-Teams an Polizeiabsperrungen aufgehalten wurden.
An der Oldendorfer Brücke wurden DemonstrantInnen und SanitäterInnen von der Polizei mit aus dem Wald selbst gesammelten Stöcken traktiert.
Einem Rettungssanitäter wurde von einem Beamten bei Grünhagen sein Mobil-Telefon abgenommen, und in absichtsvolller Weise fallengelassen und zertreten. Dies passierte, während unser Sanitäter eine Situation dokumentieren wollte, bei der ihm der Kontakt zu verletzten Festgenommenen verweigert wurde.
I. Bilanz
Die vorherigen Absprachen zwischen Polizeiführung, Landkreis und Sani-Zentrale funktionierten in der Zeit des Straßentransportes nicht. Auch ist festzuhalten, dass die Polizeiführung in der Zeit davor zwar bemüht war, den Sani-Teams den Zugang zu ermöglichen, es allerdings nicht vermochte, diese Information vorab an die Einsatzkräfte weiterzugeben, von denen einige offenbar weitgehend autonom von den Vorgaben der Polizeileitung agierten.
Die Polizeiführung sollte zur Kenntnis nehmen, dass die Anwesenheit unserer Erste-Hilfe-Teams in vielen Fällen Verletzungen verhindert. Die Behinderung und Schikanierung von Sani-Teams widerspricht daher in eklatanter Weise dem behaupteten Deeskalationskonzept der Polizei für den Castor-Transport.
Eine Sicherung friedlichen Protests (so Innenminister Schünemann), ist mit einer Polizei, von der Gewalttaten und Schikanen ausgehen, nicht möglich.
Für Rückfragen: Tel. 0152 56171333
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Wolfgang Ehmke
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