Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.

Eignungsaussagen zu Gorleben: von Stiftung bezahlt – BGR hüllt sich in Schweigen

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) ist einer der wichtigsten Beratungs- und Forschungsdienste der Bundesregierung. Die BGR hat jahrelang Salz als bestes Endlagermedium beschworen. Dem Salzstock Gorleben bescheinigte sie die „Eigungshöffigkeit“ und schließlich gar die Eignung.

Doch jetzt wird das Ansehen der BGR stark erschüttert, der Westdeutsche Rundfunk und die Süddeutsche Zeitung deckten auf, dass über Gelder aus der Industrie „verdiente Mitarbeiter“ belohnt wurden.

Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) reagiert umgehend: „Vor allem die Gorleben-Aussagen der Behörde müssen stark angezweifelt werden, wir sehen darin bezahlte Gefälligkeitsstudien.“

Die Bundesanstalt untersteht dem Wirtschaftsministerium. Gorleben-Expertisen hat nicht etwa das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) gefertigt, sondern die BGR. Die wirtschaftsnahe Hans-Joachim-Martini-Stiftung hat u.a. einen Preis ausgelobt für eine Untersuchung, die dem Salzstock Gorleben die Eignung als Atommüll-Endlager bescheinigt. In den Genuss des Martini-Preises kam auch ein Wissenschaftler, der mit seiner Arbeit den schädlichen Einfluss von Infraschall bei Windrädern zu belegen versuchte. Ein weiteres Beispiel: der 2011 Martini-Nachwuchspreis ging an eine junge Wissenschaftlerin für ihre Diplomarbeit zur raumbezogenen Darstellung und Auswertung des Lösungsverzeichnisses Gorleben.

2012 kritisierte die Innenrevision des Bundeswirtschaftsministeriums die Vergabepraxis der Preisgelder und bezeichnete sie zumindest für den Zeitraum bis zum Jahr 2003 als „angreifbar“, berichtet der WDR. Die Prämien seien als „Geschenke“ zu werten und hätten ohne Genehmigung der Vorgesetzten nicht angenommen werden dürfen.

BI-Recherchen zufolge war der Preis-Namensgebers Hans-Joachim Martini 1940 Leiter der Reichsstelle für Bodenforschung in Prag mit der Aufgabe „Erforschung, Erschließung und Verwertung der slowakischen Bodenschätze“, also das okkupierte „Reichsgebiet“ nach Ausbeutbarem für die deutsche Wirtschaft und die Kriegsführung zu untersuchen. Von 1962-1969 war er Präsident der Bundesanstalt für Bodenforschung, dem Vorläufer der BGR.

Laut Abschlussbericht des Niedersächsischen Untersuchungsausschusses zur Einlagerung von radioaktiven Abfällen in der Schachtanlage Asse II waren Martini und sein Stellvertreter Gerhard Richter-Bernburg in den 1960er Jahren treibende Kräfte für die Nutzung des stillgelegten Salzbergwerkes als Atommüllendlager. Bereits 1962 schlug er dessen Verwendung als mögliches nukleares Endlager vor.

BI-Sprecher Wolfgang Ehmke: „Die Gorleben-Aussagen der BGR sehen wir als diskreditiert an. Es muss unbedingt eine umfassende Untersuchung und Klärung geben.“

Wolfgang Ehmke, Pressesprecher, 0170 5105606

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