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BfE tadelt Bayern und Umweltminister Lies

Die Schweiz und Frankreich setzen auf Ton bei der Suche nach einem Atommülllager für hochradioaktive Abfälle, Tschechien und Finnland auf Kristallin, die deutsche Endlagersuche setzte bisher auf Salzstöcke als Endlager. Nun macht sich der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies (SPD) auf den Weg nach Finnland.

Insbesondere in Skandinavien würden Endlagerprojekte im kristallinen Wirtsgestein „sehr zügig vorangetrieben und definieren damit den Stand von Wissenschaft und Technik“, ließ Lies verlautbaren.

Wahrscheinlich ist es dieser Satz, der missfiel, denn schon warnt ihn der Präsident des Bundesamtes für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE), Wolfram König, davor, die laufende Endlagersuche in Deutschland zu torpedieren und stellt diese Informationsreise auf die gleiche Stufe wie das kategorische Nein Bayerns zu einem Endlager in ihrem Bundesland.

Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) hingegen begrüßt die Infotour. „Endlich beginnt Olaf Lies, sich um dieses Thema zu kümmern.“

Die Gorleben-Gegner*innen unterstreichen, dass das Land Niedersachsen eine besondere Rolle bei der Endlagersuche spielt. Mit dem ehemaligen Erzbergwerk Schacht Konrad, einem – wie Gorleben – überkommenen industriepolitischen Konzept der 70er Jahre, und mit der havarierten Asse II, einem Salzbergwerk, in dem illegal Atommüll eingelagert wurde, und den Castortransporten nach Gorleben habe das Land jahrzehntelang den schwarzen Peter in Fragen der Atommülllagerung zugewiesen bekommen.

BI-Sprecher Wolfgang Ehmke: „Es ist gut, über den Tellerrand zu schauen. Dass Niedersachsen nicht außen vor ist bei der Endlagersuche, ist jedem klar.“

Allerdings vermisst die BI, dass das Land von der Praxis von Symposien in Hannover abgerückt sei, die es unter Rot/Grün gegeben habe.

Ehmke: „Ob die Landesregierung daran festhält, dass Gorleben ungeeignet ist, ob sie etwas unternimmt, um das Standortauswahlgesetz zu verbessern, und wie das Land mögliche betroffene Regionen unterstützen will, ist unklar. Es wäre an der Zeit, dass der Umweltminister zur Praxis unter Stefan Weil und Stephan Wenzel zurückkehrt.“

Ein ganz gewichtiger Punkt wird bereits jetzt von der federführenden Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) einzufordern sein: Es gehe nicht nur um die Endlagerformationen Kristallin, Ton oder Salz. Regionen, die von künftigen Eiszeiten betroffen sind, müssten genauso bei der Endlagersuche ausscheiden wie Regionen mit Erdbebengefahr und Vulkanismus.

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Wolfgang Ehmke

Wolfgang ist langjähriger Pressesprecher der BI.