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„A-Moll statt A-Müll“
Anlässlich ihres 33-jährigen Jubiläums hat die Aktionsgruppe „Lebenslaute“ ein Buch mit einem Überblick ihrer Aktionen seit 1986 veröffentlicht. In die Debatte um Gorleben mischten sich die Musiker*innen bereits zwei Mal ein: 1994 und 2009.
Am heutigen Mittwoch, 18.12.19, ist das Buch „Widerständige Musik an unmöglichen Orten – 33 Jahre Lebenslaute“ erschienen. Mit 249 Seiten, 180 Fotos (fast durchgängig farbig), zahlreichen Dokumenten und Beiträgen von über 30 Autor*innen ist dieser Bild- und Dokumentationsband sowohl ein Lesebuch als auch ein Bewegungs- und Geschichtsbuch.
- Lebenslaute (Hg.): Widerständige Musik an unmöglichen Orten – 33 Jahre Lebenslaute, mit DVD, Verlag Graswurzelrevolution, 249 Seiten, 180 Fotos (fast durchgängig farbig), zahlreiche Dokumente, Format: 21 x 28 cm, 25,- EUR, ISBN 978-3-939045-39-7
- Bestellung über die Webseite lebenslaute.net
Unter dem Namen LEBENSLAUTE engagieren sich seit 1986 bundesweit Musiker*innen, einmal jährlich zu „Sommeraktionen“ in Chor- und Orchesterstärke, dazwischen auch in kleineren Ensembles regional. Als offene Musik- und Aktionsgruppe bringen die Aktivist*innen überwiegend klassische Musik gerade dort zum Klingen, wo dies nicht erwartet wird: Auf Militärübungsplätzen und Abschiebeflughäfen, vor Atomfabriken und Raketendepots, in Ausländerbehörden und an anderen menschenbedrohenden Orten.
Bei der Wahl ihrer Konzert-Orte lassen sie sich nicht durch herrschende Vorschriften einschränken. Im Gegenteil: Lebenslaute-Aktionen suchen die politische Konfrontation durch angekündigten und bewussten Gesetzesübertritt (Zivilen Ungehorsam): Blockaden, Besetzungen, Entzäunungen, Betreten verbotener Orte. Seriöse Konzertkleidung unterstreicht ihr konzentriertes Auftreten.
A-Moll statt A-Müll
Eine legendäre Treppe aus Holz, angelehnt an die (heute abgerissene) Mauer um das Bergwerk ermöglichte zum Beispiel am 8. August 2009 den Eintritt in die Festung „ganz bequem“. Auf dem Gelände des Erkundungsbergwerks fand dann eine „musikalische Inspektion des geplanten Endlagers“ statt. Die ca. 60 Musiker*nnen machten damit „auf den illegalen Bau des Standorts aufmerksam, der offiziell lediglich ein Forschungsstandort ist“.
Mit klassischer Musik blockierte die Gruppe zudem am 19. August 1994 die Zufahrt zum Zwischenlager Gorleben. Zwei Jahre vor der Einlagerung des ersten Castors war zum „musikalischen Einstieg in den atomaren Ausstieg“ eingeladen worden. Mittags wurden in einer Blitzaktion von etwa 30 Leuten – für die Lebenslaute-Gruppe erstmalig eine Aktion des zivilen Ungehorsams – beide Tore der Zufahrt mit Leitern überklettert und das Konzert fand etwa eine halbe Stunde „drinnen“ und „draußen“ statt.