Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.

Gorleben weiter im Fokus der Endlagerdebatte

Stimmen, die das frühe Ausscheiden des Salzstocks Gorleben-Rambow aus dem Endlagersuchverfahren beklagten, hatte es sofort nach der Veröffentlichung des Zwischenberichts der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) im Herbst letzten Jahres gegeben. Sie kamen in erster Linie aus Bayern, und selbst der Präsident des Bundesamtes für Sicherheit nuklearer Entsorgung (BaSE), Wolfram König, ließ in einem Zeitungsinterview durchblicken, er hätte sich das anders gedacht, das käme zu früh.

Diesen Versuchen, u.a. auch im Rahmen der Fachkonferenz Teilgebiete, Gorleben zu einem „untoten“ Standort zu machen, zumindest den bisherigen Standort weiter als Rückfalloption für den Fall des politischen Scheiterns der Endlagersuche zu sehen, wurde gestern (27.4.) gleich zweimal deutlich widersprochen.
Im Auftrag der des Nationalen Begleitgremiums, das die Endlagersuche moderiert, haben drei Gutachter den BGE-Bericht unter die Lupe genommen – für die drei Wirtsgesteine Kristallin, Ton und Salz –, um zu überprüfen, wie die geologische Bewertung der 90 Teilgebiete zustande kam.

Der Potsdamer Geologe Dr. Michael Weber überprüfte die Arbeit der BGE stichprobenartig für die beiden Salzstöcke Gorleben (was kein Teilgebiet mehr ist) und dem Teilgebiet Waddekath. Sein Resümee: „Die Anwendung der verbalargumentativen Bewertung ist plausibel und fachlich nachvollziehbar.“

https://www.nationales-begleitgremium.de/SharedDocs/Artikel/DE/Artikel_Gutachten/ZF_Gutachten_Sachv_3_Wirtsgesteine_21_4_2021.html;jsessionid=FBA0AEAD6C928A293EAF6A05A52FFA11.intranet212

Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) sieht darin „eine notwendige Klarstellung, was das Aus von Gorleben betrifft von unabhängiger Seite“, so ihr Sprecher Wolfgang Ehmke.

Fast zeitgleich nahm Nina Grube für die BGE in einem Fachaufsatz Stellung zu dem Vorwurf, Gorleben sei im Zwischenbericht zu Unrecht bzw. zu frühzeitig bei der Endlagersuche aussortiert worden. Streitpunkt ist u.a. die fachliche Debatte, welche Rolle das Deckgebirge und die Überlagerung des Wirtsgesteins durch Ton, Sande und andere Sedimente für die Sicherheit spielt.

In der Vergangenheit war das geowissenschaftlich unumstritten: bei einem Mehrbarrierenkonzept spielte das Deckgebirge, die geologische Formation über dem Wirtsgestein, die Rolle eines „zweiten Hosenträgers“ im Sicherheitskonzept. In das Standortauswahlgesetz (StandAG) wurde jedoch eine Neudefinition hineingeschrieben, erläutert die BI:

„Jetzt ist beispielsweise das Salzgestein über dem potentiellen Einlagerungsbereich das „Deckgebirge“ und das Tongestein, Sande und Schluffe darüber bis zur Geländeunterkante heißt jetzt „Überdeckung“. Allen war klar, dass dieser Trick darauf zielte, Gorleben möglichst lange im Spiel zu halten, weil bekannt war, dass das Deckgebirge wasserdurchlässig ist.“

Trotz alledem kommt die BGE-Juristin Grube in ihrer Expertise zu dem Ergebnis, dass unter dem Primat der Sicherheit sowohl das Deckgebirge als auch die Überdeckung betrachtet werden musste. Der Salzstock Gorleben-Rambow zeichne sich u.a. durch einen geringen Abstand der Strukturoberfläche zur Geländeoberkante aus – zum Teil beträgt dieser lediglich 270 Meter. Und er habe direkten Kontakt mit quartären Sedimenten und habe deshalb folgerichtig das Prädikat „ungünstig“ verdient.

https://www.bge.de/fileadmin/user_upload/Standortsuche/Wesentliche_Unterlagen/Fachdiskussionen/Stellungnahmen/Fachstellungnahmen/ZNER_02_21_Beitrag_Grube_et_al_barrierefrei.pdf

Ehmke: „Wir hoffen, dass die Stimmen in der Fachkonferenz Teilgebiete, die an Gorleben festhalten wollen, leiser werden und sich auf dessen Hauptbefürworter Christoph Barthe, einen AfDler, der sich auch im Pro-Atom-Verein Nuklearia engagiert, beschränken wird.“

https://nuklearia.de/2021/03/18/mein-fukushima-abschied-von-der-politischen-heimat/

Wolfgang Ehmke, Pressesprecher BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, 0170 510 56 06

  • Lesetipp: Sehr dezidiert setzt sich auch Jürgen Voges für den BUND mit dieser Problematik auseinander. Dessen Beitrag lesen Sie/liest du hier: Voges
2010_01_16_125254

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