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Das „Undenkbare“

Als die FAZ vor einer Woche einen Artikel „Persönlichkeitsstörungen: So erkennt man Psychopathen“ veröffentlichte, dachte sie bestimmt nicht an ihren sehr bedeutenden (Mit-)Herausgeber Berthold Kohler. Der räumt in einem Leitartikel vom 29.10.22 immerhin ein, dass man leicht für verrückt erklärt werden könne, wenn man Vorschläge wie die seinigen unterbreite.
Er macht es trotzdem: Kohler hat erneut – und in bisher ungekannter Deutlichkeit – eine deutsche Atombombe gefordert. FAZ_Kohler_braucht_Bombe

Also keine Teilhabe an einer europäischen, sondern eine ausdrücklich deutsche Nuklearstreitmacht, die auch wesentlich umfangreicher sein müsse als die Force de Frappe oder das britische Pendant. Denn sie müsse alle Varianten der Abschreckung bedienen können, gerade heute im Ukrainekrieg. Er argumentiert ganz im Sinne von FJ Strauß und beruft sich auch auf ihn (s. Anhang). Das sind die Geister, die mit der Zeitenwende oder dem „Epochenbruch“ freigelassen wurden.

Energie-Fachmann Udo Leuschner kommentiert den Beitrag faktenreich : https://www.energie-chronik.de/221014.htm

Ich selbst hatte schon im Juni darauf hingewiesen ( https://bruchstuecke.info/2022/06/17/atomare-propaganda-2022/,wie begehrlich die FAZ „das Undenkbare“ denkt und dass man damit den Atomwaffensperrvertrag brechen würde. Eben das findet Kohler nun durchaus machbar und auch zum 2+4 Vertrag äußert er sich mindestens zweideutig.

Diese Sache – Imperialismus pur – kann man gar nicht ernst genug nehmen. Ich bitte euch alle, dass ihr euch des Themas annehmt, damit wir diesen politischen Wahnsinn mit allem, was in unseren Kräften steht, zurückweisen.

PS: Sorry, dass ich den Artikel bereits mit eigenen Hervorhebungen verziert habe. Das war für mich selber gedacht.

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Detlef Zum Winkel

Detlef zum Winkel, ursprünglich Physiker. Lebt in Frankfurt am Main und schreibt vornehmlich für die Berliner Wochenzeitung Jungle World. Betreut dort u.a. die Themen Atomenergie und Proliferation.